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Gedanken und winterbluesige Geschichten bevor es Frühling wird
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Newsletter März 2022

In diesem Brief erwarten Euch diese Themen:

  • Gedankengewitter und Zweifel in einer Millisekunde
  • Musiktipp gegen Winterblues
  • Gute Dynamik zwischen Menschen
  • Über den kreativen magischen Raum oder "The Zone"
In this letter:

  • Thunderstorm of thoughts and doubts in a millisecond
  • Music tip against winter blues
  • Good dynamics between people
  • About the creative magic space or "The Zone"

Liebe Leserinnen und Leser, dear readers and music lovers
(English version below)!

Danke, dass Ihr da seid! Euretwegen komme ich ins Schreiben und ins Gedankensortieren. Und danke, dass Ihr mir viele schöne Gedichte geschickt habt für meine Recherchen zum Projekt „Deutsche Lyrik vertont“. Darüber habe ich mich sehr gefreut!

Was in eine Millisekunde passt

Gerade komme ich vom Arzt. Nein, keine Sorge, nichts Schlimmes. Nur eine spezielle Untersuchung bei einem Facharzt, bei dem ich heute zum ersten Mal war.
Wahrscheinlich um mich von der Untersuchung ein bisschen abzulenken und um etwas Smalltalk zu machen, fragte er mich: Und was machen sie beruflich?

Daraufhin sagte ich, ohne zu überlegen: Ich bin Sängerin.

Dann lag ich da und ein stroboskopartiger Gedankenblitzhagel ging in meinem Kopf los, innerhalb der ersten Millisekunde dachte ich:

Klingt irgendwie auch cool!
Aber Moment! Sängerin? Wirklich? Bin ich gerade Sängerin? Kann ich meinen Beruf so nennen? Durch diese ganze Corona-Krise verstehe ich mich tatsächlich weniger als Sängerin, denn eine Sängerin singt und verdient Geld damit. Auf der Bühne. So ernsthaft. Und das Publikum hört zu. Es ist auf jeden Fall ein Publikum da. Jetzt denkt der Arzt bestimmt, ich lebe davon auf der Bühne zu stehen. Das stimmt ja gar nicht. Ist das nur ein Wunsch, an dem ich stur festhalte? Ist nicht „Sängerin“ auch ein bisschen einseitig und schlichtweg falsch, wenn ich betrachte, was ich de facto beruflich derzeit mache? Wenn ich aber jeden Tag singe, vielleicht auch beim Unterrichten, dann singe ich immerhin raus in die Welt. Sängerin sein bedeutet ja nicht, die schönste Stimme der Welt zu haben und dafür bezahlt zu werden zu singen. Es hat so viele Facetten zusätzlich...

Dann sagte er: Ach, interessant! Was singe sie denn?

Ich so: Jazz! Meistens. (Ich erspare Euch an dieser Stelle meine innere Abhandlung über Jazz und was das eigentlich ist) Und schob hinterher: Aber eigentlich bin ich nicht nur Sängerin, sondern Musikerin!

Er daraufhin: Ach! Was machen sie denn noch so?

Ich: Naja, ich schreibe Musik, spiele Klavier, arrangiere und gebe Unterricht...

Seine Antwort: Wow! Das klingt toll! Ist aber bestimmt nicht leicht für Sie im Moment.

Genau!
Eigentlich ist es wirklich ganz schön toll! Was für einen schönen Beruf wir Musiker:innen doch haben. Ist ziemlich aufregend und auf jeden Fall für mich das, was ich liebe. Was andere vielleicht als Hobby machen, sichert mal besser oder wie im Moment mal schlechter den Lebensunterhalt und braucht Durchhaltevermögen.

Wie viele Kolleg:innen haben aufgegeben und sich andere Jobs gesucht? Es ist echt eine harte Probe für unseren Berufsstand.

Ihr merkt schon, ich bin gerade etwas nachdenklich und am Grübeln.

Jedenfalls ist mein Kopf nicht explodiert. Klar, mein Monkey Mind war mal wieder in Hochform, aber alles ging noch gut aus. Ich bin dann aufs Fahrrad gestiegen und im Sonnenschein langsam durch die Stadt gefahren. Das tat gut!

Vielleicht ist es der Winter-Blues, der mich erwischt hat. Vielleicht einfach nur Vitamin-D-Mangel!
Vielleicht sind's die nicht gewonnenen Preise, für die ich mich beworben hatte!
Schade - das Leben geht jedoch weiter!

Musiktipp

Und zum Glück gibt es Trost in schöner Musik.
Hört doch mal meinen Musiktipp gegen Winterblues:
Joni Mitchells “A Case Of You”, in der Version vom Album “Both sides now” aus dem Jahr 2000. Wunderschöne Musik, Klanglandschaften zum Eintauchen und tolle Arrangements von Vince Mendoza.


Das ganze Album ist ein Hörgenuss. In den Liner Notes zur CD beschreibt Co-Produzent Larry Klein das Album als "eine programmatische Suite, die eine Beziehung vom anfänglichen Flirt über die optimistische Vollendung bis hin zur Desillusionierung und ironischen Verzweiflung dokumentiert und schließlich in der philosophischen Übersicht über die Akzeptanz und die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Zyklus wiederholt, endet".

Manchmal umhüllt einen die Melancholie für eine Weile beinahe wohlig und entlässt uns ganz friedlich und nach vorne schauend. Viel Freude!
Back to normal

Kehrt Ihr schon wieder zurück in die „Normalität“, jetzt, wo sich viele Verordnungen lockern und nachund nach vieles wieder möglich ist? Vielleicht hängt aber die Belastung der letzten 2 Jahre Euch auch in den Knochen und ein Back-to-normal ist nicht so leicht? Immer noch ist es schwierig, faire Regeln für ein Miteinander von Geimpften und Ungeimpften zu finden. Ich höre beiden „Lagern“ zu und bin traurig über die Spaltung.

Und dann noch die Nachrichten über den Krieg in der Ukraine, dass die Fronten so verhärtet sind, dass mit Diplomatie und Gesprächen scheinbar kein friedlicher Konsens gefunden werden kann. Das ist furchtbar! Wir brauchen Frieden!

Die gute Dynamik zwischen Menschen

Wahrscheinlich habe ich gerade zu viel Zeit, mir über Dinge den Kopf zu zerbrechen, weil ich viel zu viel zu Hause bin, weil ich wenig Konzerte habe und kaum Kurse gebe, weil ich nicht reise und nicht unterwegs bin und somit ein wichtiger Teil meines Jobs wegfällt, der mir Spaß macht und mich energetisch auflädt. Der Kontakt und Austausch mit echten Menschen ist so wichtig, nicht online am Bildschirm, sondern live und analog. Die Dynamik zwischen Menschen steckt an.
Dieses Foto ist vom Abschlusskonzert unseres Impro-Gesangskurses "All the way in" 2018 mit Rhiannon in Montreal. Spürt Ihr die Energie :-)?


Es kostet ganz schön Kraft auf Dauer, wenn das alles fehlt. Der Mensch (ich zumindest) braucht doch klare Ziele und Motivation UND Strukturen, in denen sich alles einordnet, und das sind Termine, Konzerte, Momente auf der Bühne mit Publikum oder in Workshops.

Ich versuche weiter, den Kopf über Wasser zu halten!
Schreiben, singen, üben, leben, überleben...

Über den kreativen magischen Raum oder "The Zone"

Letztens habe ich in einer Rezension über eine Autobiographie den Satz gelesen: Na ja, ohne Eitelkeit und sich wichtig zu nehmen würde ja niemand seine Geschichte aufschreiben und veröffentlichen. Jede/r Künstler/in sei doch ein bisschen narzisstisch.

Oooops! Bin ich womöglich eitel und narzisstisch?
Ich glaube nicht.
Ohne diese nach außen gerichtete Energie würde ich als Musikerin nicht machen, was ich mache und mich zeigen.
Das gibt frische Kreativitätsenergie.
Die Freiheit nehme ich mir!

Aber wozu machst du es denn überhaupt? Was bringt das alles?

Es ist der Wunsch, mich auszudrücken, inneren Welten und Gefühlen Gestalt zu geben, die Lust einzutauchen in den Flow, in die Geschichten, in den „Space“ zu kommen, "in the zone" zu sein, wo Zeit und Raum sich auflösen. Der Spaß, zu erfinden, zu kreieren, zu verfeinern, wie eine Bildhauerin das Wesen freizulegen - und die Ergebnisse zu teilen, weil vielleicht andere Freude daran haben, z.B. mit eintauchen können, Abstand gewinnen, entspannen können oder angeregt werden zum Denken oder einfach nur zu fühlen!
Lasst uns alle den Kopf über Wasser halten und nicht untergehen
- und hört zwischendurch gute Musik, z.B. „Both sides now“!

Das ist melancholisch und schön zugleich.
Und bald ist Frühling! Dann wird alles besser!

Herzliche Grüße

Britta


P.S.: Wie immer freue ich mich auf Euer Feedback! In einem Extra-Newsletter informiere ich Euch über die anstehenden Workshops und Kurse in diesem Jahr.

Logbuch

Und wer noch nicht das Logbuch zum Album gelesen hat, kann sich hier eintragen und in einer Serie von 5 Emails viele Hintergründe, Facts und Geschichten erfahren.
 
Dear readers and music lovers!
Thank you for being here! Because of you, I get to write and sort out my thoughts. And thank you for sending me so many beautiful poems for my research on the project "German poetry set to music". I was very happy about that!

What fits into a millisecond

I've just come from the doctor. No, don't worry, nothing bad. Just a special examination by a specialist I saw for the first time today.
Probably to distract me a bit from the examination and to make some small talk, he asked me: And what do you do for a living?

I said without thinking: I'm a singer.

Then I lay there and a strobe-like hail of thoughts went off in my head, within the first millisecond I thought:

Sounds kind of cool too!
But wait! A singer? Really? Am I a singer right now? Can I call my profession that? Because of this whole Corona crisis, I actually see myself less as a singer, because a singer sings and makes money doing it. On stage. So seriously. And the audience is listening. There's definitely an audience there. Now the doctor must think I make a living from being on stage. That's not true at all. Is that just a wish I'm stubbornly holding on to? Isn't "singer" also a bit one-sided and simply wrong when I consider what I'm actually doing professionally at the moment? But if I sing every day, maybe even when I'm teaching, then at least I'm singing out into the world. Being a singer doesn't mean having the most beautiful voice in the world and getting paid to sing. It has so many facets in addition...

Then he said: Oh, interesting! What does she sing?

Me: Jazz! Mostly. (At this point, I'll spare you my inner treatise on jazz and what it actually is) And then he added: "But actually, I'm not just a singer, I'm a musician!

He replied: Oh! What else do you do?

Me: Well, I write music, play the piano, arrange and give lessons...

His answer: Wow! That sounds great! But it must not be easy for you at the moment.

Exactly!
Actually, it's really quite great! What a beautiful profession we musicians have. It's quite exciting and definitely what I love. What others might do as a hobby sometimes makes a better living, sometimes a worse one, as is the case at the moment, and requires stamina.

How many colleagues have given up and looked for other jobs? It's really a tough test for our profession.

You can tell I'm a bit pensive and brooding at the moment.

Anyway, my head hasn't exploded. Sure, my monkey mind was in top form again, but everything turned out fine. I got on my bike and rode slowly through the city in the sunshine. That felt good!

Maybe it's the winter blues that got me. Maybe it's just vitamin D deficiency!
Maybe it's not winning the prizes I applied for!
Too bad - but life goes on!
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Music tip

And fortunately there is comfort in beautiful music.
Listen to my music tip against winter blues:
Joni Mitchell's "A Case Of You", in the version from the album "Both sides now" from 2000. Beautiful music, soundscapes to dive into and great arrangements by Vince Mendoza.

https://youtu.be/oAJwYr2uEns

The whole album is a listening pleasure. In the liner notes to the CD, co-producer Larry Klein describes the album as "a programmatic suite documenting a relationship from initial flirtation through optimistic consummation to disillusionment and ironic despair, finally ending in the philosophical survey of acceptance and the likelihood of the cycle repeating itself."

Sometimes the melancholy envelops one almost comfortingly for a while, dismissing us quite peacefully and looking forward. Have fun!
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Back to normal

Are you already returning to "normality", now that many regulations are loosening up and many things are gradually becoming possible again? But maybe the stress of the last 2 years is also weighing on your bones and going back to normal is not so easy? It is still difficult to find fair rules for the coexistence of vaccinated and unvaccinated people. I listen to both "camps" and am saddened by the division.

And then there is the news about the war in Ukraine, that the fronts are so hardened that no peaceful consensus seems to be found with diplomacy and talks. That is terrible! We need peace!
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The good dynamic between people

I probably have too much time to rack my brains about things right now because I'm at home far too much, because I have few concerts and hardly give any courses, because I don't travel and I'm not on the road, and so an important part of my job that I enjoy and that recharges me energetically is missing. I miss the contact and exchange with real people, not online on the screen, but live and analogue. The dynamic between people.
This photo is from the final concert of our improv singing course "All the way in" 2018 with Rhiannon in Montreal. Can you feel the energy :-)?

It takes a lot of energy in the long run when all that is missing. People (at least I do) need clear goals and motivation AND structures in which everything fits in, and these are appointments, concerts, moments on stage with an audience or in workshops.

I keep trying to keep my head above water!
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Writing, singing, practising, living, surviving....

About the creative magic space or "The Zone".

The other day I read the following sentence in a review of an autobiography: Well, no one would write down and publish their story without vanity and taking themselves seriously. Every artist is a bit narcissistic.

Oooops! Am I possibly vain and narcissistic?
I don't think so.
Without this outward energy I wouldn't do what I do as a musician and show myself.
It gives fresh creative energy.
I take that freedom!

Then sometimes a voice asks me:
But what are you doing it for anyway? What's the point?
Is it an ego trip? Do you have to produce yourself?
Does anyone need it?
No or do you? It's the desire to express myself, to give shape to inner worlds and feelings, the desire to dive into the flow, into the stories, into the "space", to be "in the zone", where time and space dissolve. The fun of inventing, creating, refining, uncovering the essence like a sculptress - and sharing the results because others might enjoy it, e.g. being able to dive in, gain distance, relax or be stimulated to think or simply feel!

Let's all keep our heads above water and not sink
- and listen to good music in between, e.g. "Both sides now"!

It's melancholic and beautiful at the same time.
And soon it will be spring! Then everything will be better!

Best wishes and love
Britta

P.S.: As always, I look forward to your feedback! In an extra newsletter I will inform you about the upcoming workshops and courses this year.


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Britta Rex , Schöttlerstr. 14, 38122 Braunschweig, Deutschland
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